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Es bringt Herausforderung und Wert | Versluis Gastronomie, Lustenau, Österreich
Absolute Bereicherung für die Produktion. Selina, eine Angestellte mit der geistigen Behinderung, arbeitet im Drive-in, und Anton, ein Angestellter mit MS, arbeitet als Helfer und Hausmeister
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Einführung

„Es ist schon lange her – fast zwanzig Jahre – dass ich mit Personalbedarf und Mitarbeitermangel zu kämpfen hatte. Während eines Geschäftstreffens erfuhr ich von der Beschäftigung von Menschen mit Behinderung und war offen dafür, auch Bewerbungen von ihnen zu erhalten. Seither beschäftige ich erfolgreich Menschen mit Behinderung.“

Meine Geschichte

„Ich möchte Ihnen die Geschichte von Selina und Anton erzählen. Die beiden arbeiten inzwischen für uns. Ich war wieder einmal auf der Suche nach neuem Personal. Nach der Wiedereröffnung nach Corona war die Anzahl unserer Kunden unglaublich gestiegen, weshalb ich mehr Personal brauchte. Wir haben verschiedene Positionen in unserem Restaurant und ich könnte in jeder Position mehr Hände gebrauchen. Ich schickte die Stellenausschreibungen an einen Dienstleister, mit dem ich bereits seit Langem zusammenarbeite. Er hat mir Selina und Anton als Bewerber vorgeschlagen. Ich habe beide interviewt und versucht herauszufinden, in welcher Abteilung sie am besten geeignet wären.
Für Selina wurde es der Drive-in-Schalter und für Anton passte der offene Hausmeister-Posten am besten. Beide waren einverstanden und wir begannen jeweils ein Arbeitstraining, um herauszufinden, ob wir die richtige Entscheidung getroffen hatten. Nach ein paar Tagen der Ausbildung fanden wir heraus, dass es die richtige Entscheidung war. Also beschloss ich, Selina für den Drive-in und Anton als Hausmeister für das Restaurant einzustellen.“

Zwei neue Kollegen und ihre Aufgaben

„Am Anfang wurden beide von einem Jobcoach unterstützt. Dann, sehr bald, brauchten sie keine Unterstützung mehr. Selina arbeitet jetzt selbstständig 30 bis 35 Stunden pro Woche. Sie ist wie jeder andere Arbeitnehmer auch, sie fällt nicht auf. Sie nimmt Bestellungen entgegen, kassiert ab, leitet Reklamationen weiter und bereitet Luftballons vor. Von Zeit zu Zeit bedient sie auch die Kasse vorne. Selina ist eine völlig selbstständige, sehr offene und freundliche Person, die ihre Aufgaben zu 100 % erfüllt. Anton arbeitet jetzt in Vollzeit als Hausmeister und unterstützt auch in der Küche. Zu seinen Aufgaben gehören die Annahme und Kontrolle von Lieferungen, die Sicherstellung der Sauberkeit des Parkplatzes und des Außengeländes, das Mähen des Rasens sowie die Sicherstellung, dass in der Küche immer alles aufgefüllt wird. Manchmal hilft er auch beim Frittieren der Chicken Nuggets. Er ist sehr enthusiastisch, manchmal ein bisschen zu sehr: Einmal hat er in seiner Überschwänglichkeit versehentlich die frisch gepflanzten Tulpen abgemäht!“

Wie man Kollegen glücklich macht

„Als Anton und Selina angefangen haben und auch, wenn andere Mitarbeiter mit Behinderung anfangen, bereiten wir das Team vor. Wir erklären dem Team, welche Aufgaben der neue Mitarbeiter machen darf. Ich muss sagen, dass alle im Team glücklich waren, als Anton als Hausmeister anfing. Das bedeutete für das Team, dass Aufgaben wie Reinigung und Gartenarbeit von Anton übernommen wurden.“

My philosophy

„Ich organisiere regelmäßig gemeinsame Pausen, in denen wir zusammen einen Kaffee trinken. Dann sprechen die Leute mit mir, ich erfahre etwas über ihre Ideen und Sorgen. Außerdem lernen sie sich besser kennen. Das ist meine Philosophie: Zusammensein und Teilen. Wir arbeiten auch mit einem Mentor zusammen, dem alle Mitarbeiter vertrauen. Hier kann jeder seine Wünsche, Bedürfnisse und Probleme äußern, wenn er dies lieber unter vier Augen tun möchte.“

Anton und Fatma

„Anton hat bei der Arbeit eine Ansprechpartnerin: Fatma, die Restaurantleiterin. Er spricht jeden Tag mit ihr. Er erzählt ihr, was er am Tag gut gemacht hat, und beschwert sich über andere, die den Außenbereich nicht sauber halten, indem sie ihre Zigarettenstummel einfach wegwerfen und so seinen Arbeitsplatz verschmutzen. Er braucht Lob und Anerkennung, am besten täglich, denn das gibt ihm Sicherheit. Oft erzählt er Dinge aus seinem Privatleben, von seinen Reisen und über seine Eltern. Er berichtet über alles, was in seinem Leben vor sich geht. Er braucht diese tägliche Unterstützung, um gut zu funktionieren, und wir können ihm diesen Moment geben.“

Anton und seine Kollegen

„Wenn es nötig ist, zum Beispiel, wenn er müde ist, unterstützen ihn auch alle anderen Mitarbeiter. Sie scherzen auch immer mit ihm, was er sehr mag. So hat er wirklich das Gefühl, Teil eines Teams zu sein. Wenn einige Kollegen ihre Zigaretten achtlos im Außenbereich wegwerfen, dann haben sie einen Konflikt mit Anton, denn das Sauberhalten des Außenbereichs ist sein Job und er vertritt diese Meinung.“

Wir können uns immer auf unseren Dienstleister verlassen

„In den sehr seltenen Momenten, in denen wir Unterstützung benötigen, können wir uns immer auf unseren Dienstleister verlassen. Er war an der Einstellung und Auswahl von Selina, Anton und unseren anderen Mitarbeitern mit Behinderung beteiligt. Von Zeit zu Zeit nehmen sie auch an Besprechungen teil, bei denen wir dann besprechen, ob zusätzliche Unterstützung benötigt wird. Meistens läuft jedoch alles reibungslos und es wird keine externe Unterstützung benötigt.“

Zeit zum Feiern

„Anton wurde gerade für fünf Jahre Mitarbeit in meinem Restaurant geehrt. Selina ist fast genauso lange dabei. Ich bin froh, dass sie so lange bleiben, denn sie funktionieren gut. Ich bin glücklich, dass sie bei uns sind. Seitdem wir mit Mitarbeitern mit Behinderung zusammenarbeiten, ist die Einstellung meiner Mitarbeiter herzlicher, der Umgang miteinander toleranter und jeder akzeptiert jeden so, wie er ist. Diese Unternehmenskultur wird von allen, besonders von den Führungskräften, gelebt. Der Kontakt mit all diesen unterschiedlichen Menschen, auch mit Menschen mit Behinderung, schafft das Besondere an unseren Gästen und sorgt für eine bessere Atmosphäre für alle. Unsere Mitarbeiter mit Behinderung bekommen auch Geschenke von den Gästen, zum Beispiel kleine Kerzen, Plüschtiere und Pralinen.“

Es geht darum, motivierten Menschen eine Chance zu geben

„Ich würde jederzeit wieder Menschen mit Behinderung einstellen. Das Arbeitsklima hat sich verbessert und sie sind eine Bereicherung für das Team. Ich bin der Meinung, dass jeder motivierte Mensch die Chance haben sollte, zu arbeiten und sich weiterzuentwickeln – unabhängig von Schulbildung und Behinderung –, solange er oder sie bereit ist, zu arbeiten, zu lernen, die Hygienevorschriften einzuhalten und höflich zu sein. Wenn sich einer meiner
Mitarbeiter:innen sich weiterentwickeln möchten, gibt es immer die Möglichkeit für zusätzliche Schulungen und Kurse, um in der Hierarchie aufzusteigen.“

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